7.2 Dienstgrade und Auszeichnungen innerhalb der Feuerwehr
7.2.1 Die Dienstgrade
In den Quellen aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert finden wir unterschiedliche Bezeichnungen für die von der Obrigkeit zum Löschdienst befohlenen Männer: Feuertagelöhner, Feuerknecht, Wächter, Feuerspritzer, Aufseher, Obleute, Obervoigt, Oberältester, Präfekt, Kommandant und Offizier.
Als im Jahre 1830 in Hamburg das Löschkorps „Wittkittel“ aufgestellt wurde, verbreiteten sich in Norddeutschland die Bezeichnungen Feuerwärter, Spritzenmann, Rohrleiter und Spritzenmeister rasch. Den ersten Reglements über das Feuerlösch- und Rettungswesen der einzelnen Städte entnehmen wir Angaben über die Führungspositionen, die Aufgabenverteilung und die Hierarchie innerhalb eines Löschkorps. Genannt werden der Spritzenkommandeur, der Rohrleiter, der Steiger, der Aufseher, der Spritzenmeister und die Spritzenleute. Sollte einer von ihnen im Falle eines Brandes verhindert sein, so nahm sein Stellvertreter seine Aufgaben wahr.
Ende des 19. Jahrhunderts waren die Dienstgradbezeichnungen Hauptmann, Steiger, Spritzenführer und Spritzenmann verbreitet. Die Feuerwehren waren nach militärischem Vorbild organisiert; ihre Dienstgrade und die Rangabzeichen dokumentierten die Hierarchie des Vereins nach innen wie nach außen.
Innerhalb einer Stadt wie z. B. Plön oder Lütjenburg bildete die gesamte Wehr eine Compagnie. Diese verteilte sich in verschiedene Abteilungen, deren Einteilung praktischen Gesichtspunkten des Einsatzgeschehens unterlag. In der Regel gab es die Abteilung der Arbeitsmannschaft mit den Einreißern. Ihre Aufgabe war es, am Brandort Hindernisse zu entfernen, Türen zu öffnen, Zugänge zu schaffen und die Leitern in Stellung zu bringen.
Aus alten Protokollen und Aufzeichnungen der Feuerwehren im Kreis Plön wird ersichtlich, daß dieser Aufgabenbereich auch von der Steigerabteilung wahrgenommen werden konnte. Sie wird auch Rettungsmannschaft genannt. Ihre Mitglieder drangen in das brennende Objekt vor, retteten Menschen und Sachwerte und brachten kleine Handspritzen zum Brandherd. Innerhalb dieser Abteilung gab es neben den Steigern meistens auch noch die Austräger, denen speziell die Rettung der Sachwerte anvertraut war.
Ihnen folgte die Spritzenmannschaft, die sich in Spritzen- und Zubringerabteilung gliederte. Hier arbeiteten getrennt die Spritzenführer, die Pumper und die Zubringer, die das Wasser für die handbetriebene Spritze herbeischafften. Zur Bewachung der geretteten Sachwerte agierte die aus älteren Mitgliedern bestehende Ordnungsmannschaft, die Diebstähle verhindern sollte und die Brandstelle vor neugierigen Passanten absperrte.
Die einzelnen Abteilungen selbst wurden von gewählten Obleuten (Steiger-, Spritzen-, Zubringerführer, Führer der Ordnungsmannschaft) und deren Stellvertretern geleitet. Die Befehle liefen vom Hauptmann der Feuerwehr an die Führer der jeweiligen Abteilung und von diesen an die Mannschaft. Die Organisationsform bestand bis in die Zeit des Dritten Reiches, als das System des Aufgaben-Feuerwehrmannes, der seine spezielle Funktion erfüllte, durch die Ausbildung des Einheits-Feuerwehrmannes abgelöst wurde, der in jeder Funktion eingesetzt werden kann.
Eine nachfolgende Zusammenstellung nach Protokollen einiger Feuerwehren im Kreisgebiet gibt ungefähr den Aufbau der Wehr und die einzelnen Aufgabengebiete um 1900 wieder:
Eine weitere Liste zeigt die Veränderungen der Dienstgradbezeichnungen von der Jahrhundertwende bis zum heutigen Tag auf:
Zuletzt folgt ein Musterbeispiel für die Funktionen und Gliederung einer freiwilligen Feuerwehr um 1987.