6.1 Jubiläen
Im Jahre 1891 feierte die Freiwillige Feuerwehr Lütjenburg ihr 25jähriges Jubiläum. Auf dieser Feier traf sich der „Stolz“ auf die eigene Leistung mit der öffentlichen Anerkennung der Behörden vor den Augen der Bevölkerung, der ein prachtvoller Aufmarsch, bunte Uniformen und gehobene Feiertagsstimmung beschert wurden. Der Chronik der Feuerwehr entnehmen wir den Ablauf des Festtagsprogramms: „7 Uhr: Weckruf durch hiesige Kapelle 11 Uhr: Empfang der auswärtigen Feuerwehren und Geleit derselben nach dem Vereinslokal - Spendung eines Willkommensschoppens 12 Uhr 30: Einrücken in die Quartiere - 2 Uhr 30: Sammelsignal, Antreten beim Spritzenhaus, - Schulübung mit den Geräten auf dem Schulhof. Verschiedene Angriffe bei den Wasserstationen. Fingierter Angriff eines Hauses auf dem Markt. Einrücken in das Vereinslokal. Nach eineinhalbstündiger Pause Rundzug durch die Stadt. Besichtigung der Brauerei des Herrn Boll. 8 Uhr: Beginn des Feuerwehrballs.“
Die Symbolwelt militärischer Zeremonien dominierte bis 1945 auf den Stiftungsfesten. Da wurden Gedenkstunden mit Kranzniederlegungen an den Gräbern verstorbener Mitglieder zelebriert, man marschierte in langen Kolonnen mit den befreundeten Wehren durch die Stadt (die Gemeinde) und beendete den Festtag mit einem Zapfenstreich zu später Stunde.
Daran änderte sich auch vierzig Jahre später wenig, wie der nachfolgende Auszug aus dem Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Neuheikendorf vom 17. Juli 1932 belegt:
Wesentlich abwechslungsreicher wurde dagegen das 50. Stiftungsfest in Plön vom 5. bis zum 7. Juli 1924 gestaltet. Gleichzeitig fand der Kreisfeuerwehrverbandstag in Plön statt. Während dieser Tage war die Stadt festlich mit Girlanden geschmückt. Den üblichen Eröffnungszeremonien folgte am Abend des 5. Juli ein Fackelzug durch die Stadt mit anschließendem Zapfenstreich im Schloßhof. Höhepunkt war jedoch das bengalische Feuer, das auf den Türmen des Schlosses entzündet wurde. Zur gleichen Zeit fuhren mit Lampions geschmückte Boote auf dem See. Zum Abschluß des ersten Festtages trafen sich die Feuerwehrmänner und die Bürger zu einem zwanglosen Beisammensein in den Lokalen der Stadt.
Am Sonntag wurde der Kreisfeuerwehrtag eröffnet. Gegen 15 Uhr fand ein Brandmanöver am Prinzenhaus statt, das auf das Interesse der Bevölkerung stieß. Ihm schloß sich ein auf dem Marktplatz endender Festmarsch durch die Stadt an. Dort begrüßten die Mitglieder des Magistrats die geladenen Gäste.
Am frühen Abend trafen sich die Feuerwehrmänner und die Gäste zum „Kommers“ im „Holsteinischen Hause“. Landrat Dr. Kiepert und der damalige Plöner Bürgermeister Brandenburg hielten die Festansprachen. Umrahmt wurde die Feier durch ein Konzert der Plöner Liedertafel. Der Tag endete mit Festbällen in den Gasthäusern „Holsteinisches Haus“, „Drei Kronen“ und „Zum Landhaus“.
Am Montag wurden die Festtage mit einer Rundfahrt auf dem Plöner See und einem gemeinsamen Frühstück in der „Fegetasche“ abgeschlossen. Für die Teilnahme an den einzelnen Veranstaltungen zahlten die Herren übrigens einen Beitrag von 1,50 DM; die Frauen 1 DM.
Der Ablauf von Jubiläen ähnelt sich in der Regel bis auf den heutigen Tag. 1966 feierte die Freiwillige Feuerwehr Lütjenburg als erste im Kreis ihr 100jähriges Bestehen, im Juli 1974 folgte die Feuerwehr Plön und im darauffolgenden Jahr die Preetzer Feuerwehr.
Im Rahmen des Jubliläums der Plöner Wehr wurde der damalige Kreiswehrführer Heinrich Banck in Anwesenheit des Innenministers Rudolf Titzck aus seinem Amt verabschiedet und sein Nachfolger Gunther Stoltenberg-Frick in dieses eingeführt. Die Großkundgebung, an der rund 1000 Feuerwehrmänner sowie 200 Mitglieder der Jugendwehren aus dem Kreisgebiet teilnahmen, endete mit einer Ansprache des neuen Kreisbrandmeisters und dem gemeinsam gesungenen Schleswig-Holstein-Lied. Großen Anklang fand in der Bevölkerung das anläßlich des 100jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Preetz stattfindende zweistündige Konzert der Musikkorps der Freiwilligen Feuerwehr Ystadt (Schweden), der Freiwilligen Feuerwehr Schöningstedt und des PTSV auf der Freilichtbühne im Wehrberg. Etwa 7000 Menschen erschienen, um den Abschluß des Jubiläums mitzuerleben, das mit einem Feuerwerk endete.
Heute ist es üblich, daß der Ministerpräsident den freiwilligen Feuerwehren Schleswig-Holsteins zum 100jährigen Jubiläum eine Tischglocke stiftet. Sie ist eine symbolische Anerkennung der Verdienste, die sich die Feuerwehren im Laufe ihrer Geschichte erworben haben. Auf der Festveranstaltung zum 100jährigen Jubiläum der Feuerwehr Großharrie (April 1985) stellte der damalige Landrat Dr. v. Bismarck fest, daß besonders die örtlichen Wehren über ihre ursprünglichen Aufgaben hinausgewachsen seien und vielfach eine „ortsprägende Rolle“ übernommen hätten. Sie sind heute ein „Stück Demokratie unseres Staates“, und ihr Einsatz sowie ihre Ideale können für die Jugend Vorbild sein.