6.5 Die Feuerwehr im Spiegel volkstümlicher Musik: Feuerwehrkapellen und -chöre
Die Lieder, die thematisch der Feuerwehr gewidmet sind, entstanden zur Unterhaltung, Bereicherung des Feuerwehrdienstes und der festlichen Anlässe der Feuerwehr. Die ersten Töne, die in der freiwilligen Feuerwehr erklangen, dienten der Kommunikation: das Signalhorn rief die Feuerwehrleute zum Einsatz, und es vermittelte auf der Brandstelle überall hörbare Handlungsanweisungen an die arbeitenden Mannschaften. Aus dem technischen Signal entwickelte sich das mehrstimmige Hornsignal, das als feierliche Umrahmung bei Festen oder Trauerfeiern gespielt wird.
In den Gründungsjahren der Wehren legten sie sich in großer Zahl eigene Musik-Corps zu. Im Jahre 1891 wurde z. B. in Stakendorf unter Leitung von E. Wriedt eine Musikkapelle gegründet. Sie bestand anfangs aus ca. fünf Mitgliedern, vergrößerte sich später auf dreizehn. Die Männer trafen sich einmal wöchentlich, um auf den damals üblichen Blechblasinstrumenten zu üben, aber auch das exakte Marschieren wurde geprobt. War im Dorf ein Fest angesagt, so versammelten sich die männlichen Einwohner am Spritzenhaus, um der Musikkapelle bis zum Dorfkrug zu folgen, wo sie von den Frauen erwartet wurden. Um die Jahrhundertwende begaben sich die Stakendorfer Bürger gerne bei gutem Wetter zu Pfingsten an den Strand. Hier feierten sie ein „kleines Volksfest“, die Frauen schenkten Kaffee und Kuchen aus, und anschließend spielte die Kapelle zum Tanz auf. Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg fanden keine Proben und Auftritte der Feuerwehrkapelle statt. Etwa um 1950 löste sie sich aus Mangel an Interessenten auf.
Die Freiwillige Feuerwehr Plön besaß schon im Jahre 1875 ein „Musikkorps“, das aus drei Trommlern und vier Pfeiffern bestand. Die Instrumente wurden durch freiwillige Beiträge angeschafft. Wie lange das „Musikkorps“ existierte, läßt sich aus den vorliegenden Quellen nicht genau belegen. Vermutlich wurde es nach 1918 nicht wieder neugegründet.
In Alt-Heikendorf gründete H. Köhler, auch Hein Muskant genannt, Ende des 19. Jahrhunderts eine Feuerwehrkapelle. Nach dem Ersten Weltkrieg formierten sich die Mitglieder der Kapelle unter der Leitung von W. Petersen. Wahrscheinlich bestand die Formation nur noch bis 1939, da sie später in Quellen nicht mehr erwähnt wird.
Weitere Musikkapellen gab es in Lütjenburg, Großharrie, Stolpe, Selent und Schellhorn. Die Freiwillige Feuerwehr Gadendorf besaß eine kleine Musikgruppe (gegründet 1897), die aus drei Flötisten und zwei Trommlern bestand.
Heute gibt es im Kreis Plön die Musikzüge der Freiwilligen Feuerwehren Gadendorf, Laboe und Neuenrade-Bornhöved, die Fanfarenzüge der Freiwilligen Feuerwehren Kalübbe und Pohnsdorf sowie die Spielmannszüge der Freiwilligen Feuerwehren Lütjenburg und Hohenfelde.
Der 1962 gegründete Spielmannszug Gadendorf feierte im Juli 1972 im Rahmen des 75jährigen Jubiläums der Feuerwehr sein 10jähriges Bestehen. Die Mitglieder des Spielmannszuges konnten 1982 auf ca. 700 offizielle Auftritte außerhalb des Kreises Plön zurückblicken wie z. B. anläßlich des Jubiläums „10 Jahre Vogelfluglinie“ im Jahre 1973 in Burg auf Fehmarn und in Dänemark. 1980 benannte man sich in „Spielmanns- und Fanfarenzug Gadendorf“ um. Es folgten Konzerte auf der „Grünen Woche“ in Berlin und dem deutschen Feuerwehrtag in Hannover (1980).
Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Laboe, seit Anfang der 80er Jahre unter der Leitung von G. Jahn, hat ebenfalls auf zahlreichen Veranstaltungen im Kreisgebiet gespielt und erntet immer wieder viel Beifall.
Der Fanfarenzug Pohnsdorf besteht seit März 1971. Er nahm an Musikfesten in Plön und Schönberg teil, hatte aber auch schon Auftritte in der Ostseehalle in Kiel. Im Jahre 1977 gewannen die Musiker den ersten Preis beim Wertungsspielen in der Gruppe Fanfarenzüge in Jübek. Es folgte fünf Jahre später ein dritter Platz auf dem Feuerwehrtag in Hannover.
Als jüngster Spielmannszug des Kreises wurde im Juli 1986 der der Freiwilligen Feuerwehr Hohenfelde gegründet. Im Januar 1989 blickten die 25 Mitglieder auf 21 Auftritte im Jahr 1988 zurück. Damit etablierte sich dieser Musikzug unter den vorhandenen im Kreis Plön.
Nicht nur gemeinsames Musizieren, sondern auch Singen sollte Ende des 19. Jahrhunderts die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten vereinen und ihnen durch entsprechendes Liedgut die bürgerlichen Tugenden nahebringen. Die Hauptgründungsphase feuerwehreigener Männerchöre oder Liedertafeln in Deutschland liegt in der Zeit zwischen 1882 und 1914. Die Freiwilligen Feuerwehren Großharrie und Wankendorf besaßen in diesem Zeitraum solche Liedertafeln. Die Wankendorfer Liedertafel unter Leitung des Lehrers Zernotzki, Stolpe, bestand aus 24 Feuerwehrmännern und weiteren Dorfbewohnern. Als im Jahre 1894 die Ausgaben die Einnahmen überschritten, schieden die Feuerwehrmänner aus der Liedertafel aus.
Eine zweite Gründungswelle setzte zwischen 1950 und 1985 ein, in einer Zeit, in der sich die Freizeitgesellschaft neue Betätigungsfelder suchte. Im Kreisgebiet besitzt die Freiwillige Feuerwehr Hohwacht seit 1974/75 einen eigenen Chor. Erwähnenswert ist auch der Chor der Freiwilligen Feuerwehr Wahlstorf, der z. B. bei dem jährlichen Festball des Kreises Plön im Rittersaal des Plöner Schlosses aufgetreten ist.
Die Gründung von Feuerwehr-Chören weckte den Bedarf nach eigenem Liedgut. Im Jahre 1870 erschien das zum Standardwerk gewordene „Allgemeine Commersbuch für die Deutsche Feuerwehr“, das 145 Feuerwehrlieder, 101 Volks- und Heimatlieder und einigen vaterländischen Gesang enthält. Es wurde 1912 von dem in München erschienenen „Deutschen Feuerwehr-Kommersbuch“ ergänzt, das 150 Feuerwehrlieder und 33 Volkslieder enthält.