2.2. Exkurs: Die großen Stadtbrände des Mittelalters in Schleswig-Holstein (Beispiel: Lübeck, Plön)
Lübeck wurde im Mittelalter mehrmals durch Großbrände zerstört. Bereits im Jahre 1138 ließ der Ranenfürst Race Alt-Lübeck niederbrennen.
Als fünf Jahre später Graf Adolf II von Holstein-Schauenburg auf einem Hügel zwischen Trave und Wakenitz die neue Stadt Lübeck gründete, zerstörten 1147 die anrückenden Wenden die bescheidenen Holzbauten, indem sie Feuer legten. Die wiedererbaute Stadt wurde 1157 nochmals Opfer der Flammen, und zwischen 1251 und 1276 verwüsteten große Stadtbrände den mittleren, nördlichen und nordwestlichen Teil Lübecks.
Dazu lesen wir in der Detmar-Chronik (1101 - 1400) 1276: „(…), Dat was de groteste brand, de dar gy schude. Jeder wart de stad vasterer buwet unde hest sie wol ghebetert mit helpe des almechtigen godes.“ Daraufhin beschloß der Rat der Stadt, daß in Zukunft die Umfassungsmauern aller Gebäude nur aus Stein und ihre Bedachung feuersicher sein sollten. Seit dem Erlaß dieser Verordnung gab es in Lübeck keine größeren Brände mehr, die zur Vernichtung ganzer Stadtteile führten, obwohl weiterhin die Löscheinrichtungen damaliger Zeit mangelhaft waren.
Im mittelalterlichen Städtewesen Schleswig-Holsteins stellte die Verordnung etwas Neues dar. Der Magistrat förderte den Häuserbau durch die Bereitstellung von feuersicherem Baumaterial (Backstein) und durch Steuerfreiheit. Dieses Angebot wurde von den Bürgern willig aufgegriffen. Wie wir aus der Stadtchronik ersehen, gab es „nur“ noch Brände geringeren Ausmaßes. Ursachen waren vor allem Pulverexplosionen, Blitzschläge und unvorsichtiger Umgang mit dem Feuer.
Plön blieb im Mittelalter ebenfalls nicht von Bränden verschont. Im Jahre 1475 zündete ein dänischer Soldat aus unbekannten Gründen das Haus seines Gastgebers an. Das Feuer verbreitete sich so schnell, daß der größte Teil der Stadt zerstört wurde. Auch am 22. Juni 1497 brannten abermals viele Häuser ab. 1534 belagerten die Lübecker unter Marcus Meier die Stadt. Seine Truppen plünderten nicht nur, sondern legten ein großes Feuer, bei dem auch ein Teil der Burg zerstört wurde. Der Brand von 1577 zerstörte Plön zur Hälfte. Daraufhin verbot Herzog Johann der Jüngere „für alle Zeiten“ die Strohbedachung, um die Feuergefahr zu verringern: „Befehlen euch derhalben ernstlich, wollen es auch also und nicht anders gehalten haben, auf daß nicht allein die Häuser, so nun und künftighin aufgesetzet und erbauet werden, mit Dachsteinen bedeckt werden, sondern auch alle die anderen Häuser, so nun zur Zeit stehen.“ Jenes Gebot konnte von vielen Bürgern der Stadt nicht befolgt werden, da es ihnen an Geld mangelte. Es regte sich ein Widerstand, auf den an späterer Stelle noch eingegangen wird. Dennoch beweist auch diese Anordnung, daß die Landesherren und die Städte dazu übergingen, Maßnahmen zur Abwendung von Bränden zu ergreifen.