2. Historischer Abriss über das Feuerlöschwesen und den Brandschutz
2.1. Antike und Mittelalter
In Europa wurde erst vor etwas mehr als 120 Jahren jener Stand des Feuerlöschwesens erreicht, den vor Tausenden von Jahren die Babylonier, Ägypter und später die Römer kannten. Die wohl älteste Darstellung des Feuerlöschens befindet sich auf einem Alabasterrelief aus einem Palast bei Ninive (einer alten Stadt am linken Ufer des Tigris, gegenüber dem heutigen Mosul gelegen, zerstört 612 v. Chr.) aus der Zeit um 850 v. Chr.
Eine Stadt belagernde assyrische Krieger löschen gegnerische Brandfackeln, die ihre Kampfwagen zu entzünden drohen, mit Wasser' aus großen „Löffeln“. (s. Abb. nächste Seite)
Des weiteren gibt uns eine Papyrusrolle aus Alexandrien aus dem Jahre 250 v. Chr. Auskunft über ein geordnetes Feuerlöschwesen in Ägypten. Es wird berichtet, dass die Ägypter über eine einfache Wasserspritze verfügten, die von dem Mechaniker Ktesibius erfunden wurde. Die Wasserpumpe bestand aus zwei Zylindern, in denen sich Kolben bewegten. Jeder Zylinder war mit einem Saug- und Druckventil versehen.
Wenn heutzutage ein Barkeeper Selterwasser aus einem „Syphon“ in ein Glas spritzt, käme wohl niemand auf die Idee, dass dieses Prinzip den Babyloniern als „Feuerspritze“ diente. Der Gelehrte Heron von Alexandrien beschreibt aber erst 110 n. Chr. Geburt in seinem Buch über pneumatische und hydraulische Apparate die Syphone als tragbare, zweizylindrige Kolbenpumpwerke aus Bronze mit einem Wasserkasten und einer Art Wendestrahlrohr.
Die Römer besaßen ebenfalls private Feuerwehrtruppen. So besaß 24 v. Chr. Marcus Egnatius Rufus als Polizeidirektor von Rom eine überwiegend aus Sklaven bestehende Feuerwehrtruppe. Diese war gut ausgebildet und brachte Rufus durch ihre erfolgreichen Einsätze die Gunst des Volkes ein.
Als im Jahre 6 n. Chr in Rom eine verheerende Feuersbrunst ausbrach, sah sich Kaiser Augustus zur Gründung einer Berufsfeuerwehr veranlasst. Diese bestand aus ca. 700 Männern. Den Feuerlöschdienst versahen sogenannte Wasserträger (aquarii), Spritzenleute (siphonarii) und Männer, die Löschdecken bei sich hatten (centonarii). Als Löschgeräte dienten damals: Handspritzen, Löschdecken aus Lumpen, Löscheimer, langstielige Äxte, Beile, Sägen, Hämmer, Leitern, Einreißhaken und Stangen. Mit dem Verfall des römischen Reiches gerieten die schon bewährten Einrichtungen zur Brandbekämpfung in Vergessenheit.
Aus der Zeit der Germanen ist uns nichts über das Feuerlöschwesen bekannt. Erst die großen Stadtbrände vom 12. bis 14. Jahrhundert veranlassten die Städte, Feuerschutzvorschriften zu erlassen. Diese waren jedoch völlig ungenügend. Erschwerend kam hinzu, dass die Bevölkerung aus religiösen Gründen der Brandbekämpfung nicht die notwendige Bedeutung beimaß. In den Bränden sahen die Menschen eine gerechte Strafe Gottes, die allenfalls mit Zaubersprüchen und Geheimmitteln abgewendet werden konnte.
Als unzureichend erwiesen sich auch die Bauvorschriften innerhalb der Städte. Die dicht aneinander gebauten Häuser waren aus Holzfachwerk errichtet und bildeten eine dauernde Brandgefahr für die ganze Stadt.
Die Feuerungsanlagen wiesen ebenfalls Mängel auf und waren mehr als feuergefährlich. Schornsteine waren im 12. und 13. Jahrhundert unbekannt. Der Rauch zog durch ein Loch im Dach ab, das mit Holz, Stroh oder gar mit leicht entzündbaren Schindeln gedeckt war.
Noch nachdem die Häuser mit Schornsteinen versehen wurden, blieb die Brandgefahr bestehen, weil zunächst weiterhin Holz als Baumaterial verwendet wurde. Sehr oft dehnte sich ein entfachtes Feuer auf angrenzende Häuser aus, da es weder massive Hausfronten noch Brandmauern gab, die einen entsprechenden Schutz hätten bieten können.
Als brauchbares Löschgerät kannte man im Mittelalter lediglich den Ledereimer. In Lütjenburg mußte z. B. jeder Hausbesitzer lederne Eimer, Feuerhaken und Patschen griffbereit halten. Auch das in Tonnen aufgefangene Regenwasser war eine der wichtigsten Feuerschutzmaßnahmen. Es wurde im Notfall in Eimer gefüllt und von einer Menschenkette von Hand zu Hand zur Brandstelle gereicht. Da das Feuer in der Regel sehr schnell um sich griff , verlief jeder Rettungsversuch glücklos, so dass fast alle deutschen Städte im Mittelalter mehrmals niederbrannten.