1. Einführung
Die gemeinsame dienstliche Aufgabe, als Landrat und Kreiswehrführer für die Sicherheit der Bevölkerung des Kreises Plön bei Bränden, Unglücksfällen und Katastrophen Sorge zu tragen, hat uns veranlasst, auf die Herausgabe eines Buches über das Feuerwehrwesen in diesem Teil des Landes Schleswig-Holstein hinzuwirken. Die Achtung vor dem beständigen, oftmals gefahrvollen, freiwilligen und ehrenamtlichen Einsatz unserer Feuerwehrmänner und -frauen ebenso wie die Liebe zu unseren Feuerwehren war der Grund für dieses Bemühen. Zugleich sollte mit dieser Schrift aber auch ein kleiner Beitrag zur Geschichte des Brandschutzes und Feuerlöschwesens geleistet und der Entwicklungsprozess unserer Gesellschaft in diesem wichtigen sozialen, wirtschaftlichen, sicherheitstechnischen und kulturellen Bereich aufgezeigt und festgehalten werden. Wir sind daher dankbar, dass der Kreisfeuerwehrverband mit Unterstützung des Kreises dieses Ehrenbuch der Feuerwehren des Kreises Plön nunmehr herausgebracht hat und wünschen ihm nicht nur bei unseren Feuerwehrmitgliedern sondern darüber hinaus auch bei vielen an ihrer Heimat und insbesondere am Brandschutzwesen interessierten Bürgern eine freundliche Aufnahme.
Das Feuer ist mit dem Leben der Menschheit eng verbunden. Seine kontrollierte Verwendung durch den Menschen hat schon vor etwa 300 000 Jahren begonnen und war eine der entscheidendsten Schritte in seiner kulturellen Entwicklung. Im religiösen Verständnis wurde das Feuer vielfach als eine göttliche Macht angesehen. Die griechischen Naturphilosophen glaubten, dass der Aufbau der Welt aus den vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer besteht, aus den vier Urstoffen aller Dinge. Der Kult des Feuers als wärmende und erhaltende Kraft wird bis heute in weiten Teilen der Welt mit dem häuslichen Herdfeuer gepflegt.
Der Mensch musste aber auch sehr bald erkennen, dass das Feuer einen doppelwertigen Charakter hat und nicht nur reinigende und erhaltende Kräfte besitzt, sondern auch eine gefährliche und zerstörerische Größe ist. In dem „Lied von der Glocke“ von Friedrich von Schiller kommt dies besonders eindrucksvoll zum Ausdruck:
Wohltätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft;
Doch furchtbar wird die Himmelsmacht,
Wenn sie der Fessel sich entrafft,
Einhertritt auf der eignen Spur
Die freie Tochter der Natur.
Wehe wenn sie losgelassen,
Wachsend ohne Widerstand
Durch die volkbelebten Gassen
Wälzt den ungeheuren Brand!
Ungeheure Brände hat es zu allen Zeiten immer wieder gegeben. In den Städten der Antike, im Mittelalter und besonders zerstörerisch gegen Ende des 2. Weltkrieges in vielen deutschen Städten. Auch der Kreis Plön ist von Großbränden nicht verschont geblieben. Wer sein Hab und Gut durch Feuer verloren hatte, der hatte, jedenfalls in früherer Zeit, als es noch keine Versicherungen gab, in aller Regel auch seine Existenzgrundlage verloren und geriet häufig in bitterste Notlage und Armut. Gegen solches Unglück wollte und musste der Mensch sich schützen.
Wer heute in fröhlicher Runde an der Jubiläumsfeier einer alten Gilde teilnimmt, der sollte wissen, dass viele von ihnen in früherer Zeit lebenswichtige soziale Einrichtungen waren und als Brandgilden mit dem Ziel umfassender gegenseitiger Hilfeleistung bei Brandunfällen begonnen haben. Die Schleswig-Holsteinischen Brandgilden sind die ersten beispielgebenden Ansätze unserer modernen Feuerversicherung, dem bedeutendsten Zweig der Schadensversicherung. Und mit Genugtuung erfahren wir aus unserem Buch, dass es Bürger der Stadt Preetz waren, die 1442 die erste Gilde dieser Art überhaupt gegründet haben.
Neben den Auswirkungen des geschichtlichen Hintergrundes in unserem Land, den dieses Buch vielfach streift, ist die Entwicklung des Feuerlöschwesens immer auch ein Spiegelbild unseres wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen Fortschritts gewesen. Von dem abergläubischen Bannspruch des Mittelalters gegen das Schadensfeuer bis zu unserem hochtechnisierten Löschgerät heutiger Zeit war es ein langer Weg. Wirtschaftliche Notzeiten waren für die Entwicklung des Löschwesens hemmend; wirtschaftlicher Aufschwung dagegen führte auch bei den Feuerwehren zu besserer Ausbildung und Ausrüstung. Diese Abhängigkeit ist bis in die jüngste Zeit hinein zu beobachten, und mancher Bürgermeister und Wehrführer wird sich bei der Lektüre dieser Schrift daran erinnern, mit welchen Schwierigkeiten er bei der Finanzierung seines neuen Löschfahrzeuges oder Feuerwehrgerätehauses zu kämpfen hatte.
Aufschlussreich ist auch zu erfahren, wie sich die unterschiedlichen Regierungsformen vom Absolutismus über den Nationalsozialismus bis zur Demokratie auf das Brandschutz- und Löschwesen ausgewirkt haben. Erst die Aufhebung der Leibeigenschaft und die sich im 19. Jahrhundert allmählich durchsetzenden Ideen der kommunalen Selbstverwaltung öffneten den Weg zur Gründung Freiwilliger Feuerwehren. Dabei ist interessant zu wissen, dass die Turnvereine unserer drei Städte im Kreis, insbesondere die Turnerschaft der Stadt Lütjenburg, damals eine Vorreiterrolle übernommen haben.
Das Feuerlöschwesen ist mit Gesetz und Recht ohnehin stets eng verbunden gewesen und hierauf gegründet. Rechte und Pflichten der Gildemitglieder wurden in Statuten festgelegt. Landesherrliche Feuerordnung und königliche Brandverordnung ebenso wie die neue Gesetzgebung mussten eine Fülle menschlicher Verhaltensweisen regeln. Vorratslagerung brennbarer Materialien, Nützlichkeit oder Gefährlichkeit von Schornstein und Schwibbogenherd, Verbot von Strohdächern, Brandverhütung, Brandschau, Brandbekämpfung, neuzeitliches Baurecht und viele andere Bereiche waren im Interesse der Sicherheit des Menschen rechtlich zu ordnen. Insbesondere aber sind auch die Feuerwehren selbst und ihre Verbände in Struktur und Organisation ein beispielgebender Teil unseres freiheitlich demokratischen und sozialen Rechtsstaates geworden. Gerade hierauf beruht auch ihr hohes Ansehen in allen Teilen der Bevölkerung.
Sicher liegt es nahe, bei dem Gedanken an die Feuerwehr zuerst an die Bekämpfung von Schadensfeuer zu denken. Wer das vorliegende Buch in die Hand nimmt, wird aber sehr schnell feststellen, dass gerade die Feuerwehren eine beständige Wandlung erfahren haben und heute weit über ihre ursprüngliche Aufgabenstellung hinausgewachsen sind. Stillstand ist den Feuerwehren unbekannt.
Interessant ist deshalb nicht nur ein Einblick in die interne Entwicklung der Wehren, eine Information über ihre Traditionen und Fahnen, die Musik, ihre Kameradschaft, bis hin zu ihrer Ausrüstung, den Gerätehäusern und ihrem besonderen Verhältnis zur Jugend, zur Mitverantwortung der Frau und zur Kirche. Für den Bürger besonders aufschlussreich zu erfahren ist vielmehr, in wie vielen unterschiedlichen Bereichen die Freiwilligen Feuerwehren heute helfend und gestaltend tätig werden. Der Einsatz bei Ölschäden, Verkehrsunfällen, Sturmfluten, Wirbelstürmen, Schneenotständen und Giftunfällen nötigt uns alle Hochachtung ab. Und es zeichnet die Freiwilligen Feuerwehren in besonderer Weise aus, dass sie heute auch als bedeutende Kulturträger im ländlichen Raum vom Schleswig-Holstein-Tag über Ortsjubiläen bis zum Kindervogelschießen einen hohen Stellenwert einnehmen.
Landrat und Kreiswehrführer, Bürgermeister und Gemeindewehrführer sind gut beraten, auf all diesen Feldern eng und vertrauensvoll zusammenzuwirken. Und dass nach schwieriger Arbeit, hoher Leistung und gutem Erfolg auch Frohsinn und Humor ihren rechten Platz in der Feuerwehrkameradschaft finden, erscheint uns selbstverständlich.
Wir wünschen den Männern und Frauen unserer Freiwilligen Feuerwehren auch für ihre künftigen Aufgaben Mut und Erfolg und weiterhin die verdiente breite Unterstützung in der Öffentlichkeit. Möge diese Schrift ein kleiner Beitrag zu diesem Weg in die Zukunft sein.
Dr. v. Bismarck Stoltenberg-Frick
Landrat a. D. Landesbrandmeister